Roland Appel<p><strong><a href="https://extradienst.net/?p=96282" rel="nofollow noopener" target="_blank">Hitze trocknet Klimaziele aus</a></strong></p><p>Während sich in Mittelauropa die Folgen des Klimawandels mit ungewohnt deutlichen Temparaturen über dem bisherigen Vergleichsniveau der Vorjahre und -jahrzehnte auswirken, tritt die EU-Kommission mit einer klimapolitischen Mogelpackung vor die Öffentlichkeit. “Es geht darum, unsere Volkswirtschaften vor wirtschaftlichen Verlusten durch den Klimawandel zu schützen”, meint Klimakommissar Wopke Hoeckstra. Zwar gibt die EU vor, weiterhin zu den vereinbarten Klimazielen zu stehen, gleichzeitig hat sie aber ein zweifelhaftes Verfahren geschaffen, diese Klimaziele zu unterlaufen.</p><p></p><p>So soll es Unternehmen und Staaten ab 2036 erlaubt werden, das Ziel, bis 2040 die Immissionen auf 90 Prozent von 1990 zu reduzieren, zu bis zu 3% durch CO² Einsparungen aufgrund von Projekten in Drittstaaten anrechnen zu lassen. Üblicherweise bedeutet das, dass in Afrika oder in anderen Regionen “Zertifikate” für das Aufforsten von Regenwald erworben werden. Umweltorganisationen halten von derartigem Ablasshandel gar nichts, weil die Verifizierung und Nachhaltigkeit zumeist schwierig ist. Deshalb bezeichnet der Grüne EU-Abgeordnete Michael Boss das Verfahren auch als “Etikettenschwindel”.</p><p><strong>CDU/CSU-Umweltpolitik als Etikettenschwindel</strong></p><p>Dass gerade Hoekstra ein solches Verfahren vorschlägt, ist keineswegs überraschend. Der Jurist begann seine berufliche Laufbahn bei Shell und McKinsey, als Vorsitzender der CDA wurde er Finanzminister der Niederlande und folgte 2023 dem Sozialdemokraten Timmermanns als EU-Umweltkommissar. Der Vorschlag einfach macht die veränderten Machtverhältnisse im EU-Parlament deutlich: Die heutige CDU/CSU stellt, anders als Angela Merkel, die Umweltbelange hinter wirtschaftliche Belange. Deshalb findet sich auch in der Koalitionsvereinbarung auch eine Formulierung, dass die Regierung die Klimaziele nur dann unterstützt, “wenn maximal 3 Prozent der Reduktion” durch Projekte in Partnerländern erbracht werden dürfen.</p><p><strong>Gegen die Empfehlungen des EU-Klimabeirats</strong></p><p>Der Vorschlag der EU-Kommission widerspricht eindeutig den Empfehlungen des unabhängigen EU-Klimabeirates. Aber die Mehrheiten für den Klimaschutz beginnen auch in der EU zubröckeln. Frankreich, Polen und Italien wollen aus den geltenden Klimazielen aussteigen. Gleichzeitig bezeichnet der DIHK die Klimaziele als “deutlich zu hoch gegriffen” und “nicht realistisch” und auch der BDI spricht neuerdings von einem “hochambitionierten Ziel”. Und auch die Autoindustrie, die sich derzeit in einer selbst verschuldeten Krise befindet, sehe die Ziele plötzlich “skeptisch”.</p><p><strong>Bedenkliche Klimawerte im Mittelmeer</strong></p><p>Derweil hat das Mittelmeer bereits jetzt eine Wassertemperatur von bis zu 26 Grad, nach Auskunft des staatlichen französischen Wetterdienstes die höchste jemals im Juni gemessene Temperatur und liegt drei Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1990-2020. Besoders alarmiert die Meteorologen, dass das Mittelmeer sich etwa 20 Prozent schneller erwärmt, als die Meere im globalen Durchschnitt und gilt deshalb als “Hotspot” des Klimawandels. Das gefährdet viele Meerestiere, führt zu steigender Häufigkeit mediterraner Wirbelstürme. <strong>Griechenland</strong> erlebte in der vergangenen Woche nach einer Hitzewelle heftige Gewitter und Starkregen im Norden.</p><p><strong>Frankreich uneinsichtig</strong></p><p>Auch in Frankreich wurde in 16 Départements und in Paris “Alarmstufe Rot” ausgerufen. Neben Schutzmaßnahmen der Bevölkerung dürfen nur besonders schadstoffarme Autos fahren, die Spitze des Eiffelturms wurde geschlossen, Feste abgesagt und Waldspaziergänge wegen Brandgefahr verboten, Schulausflüge abgesagt. Es wird nicht lange dauern, bis die französischen Atomkraftwerke wegen fehlenden Kühlwassers in der sommerlichen Hitze wieder ihre Stromerzeugung drosseln oder einstellen müssen. Soviel zur Zukunftstauglichkeit der von der EU als “Klimafreundlich” eingestuften Atomenergie.</p><p>Und die Erde ist eine Scheibe!</p><p> </p><p> </p>